Soldaten an der Elbe

US-Armee, Wehrmacht, Rote Armee und
Zivilisten am Ende des Zweiten Weltkrieges

Herausgeber: Dr. Uwe Niedersen
360 S., Erschienen: 2008,


10,00 €
(lieferbar)


Der vorliegende Sammelband enthält Aufsätze von Forschern der Zeitgeschichte sowie regionalen Historikern. Es berichten Zeitzeugen, auch Militärs über Erlebtes. Darüber hinaus erzählen betroffene Zivilisten über tragisches Geschehen und ein Leben voller Verzweiflung, über Tod und Zerstörung während der letzten Kriegswochen an Elbe und Mulde. Sie erzählen aber auch über den Neuanfang, der in der tiefsten Krise seinen Anfang nahm.

In Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in Dresden.

Inhaltsverzeinis

Geleitwort

Uwe Niedersen
Einführung

Kurt Arlt
Der Einmarsch der Roten Armee in Deutschland im Frühjahr 1945

Hans-Jürgen Wegener
Armee Wenck – Ein letztes Aufgebot

Jürgen Möller
Das Ende eines Traumes – Die Amerikaner an der Haltelinie

Kurt Stahlberg
1945 - Ein Jahr des Hoffens und Bangens
Anhang: „Die neun Leben von Leuna“

Matthias J. Maurer
Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Halle a. d. Saale

Wolfram Kaukusch
Die Besetzung der Städte und Kreise Delitzsch und Bitterfeld bis zur Mulde durch die 104. US-Infanteriedivision „Timberwolf“

Gerhard Steinecke
Das Ende der Westfront im Leipziger Raum

Richard Klinkhardt
Die Kapitulation von Wurzen am 24. April 1945

Tilo Lehnert
Die letzten zwei Wochen eines fürchterlichen Krieges (Zeitzeugenbericht)

Andreas Flegel, Hans Fröhlich, Rolf Schulze
„The Battle of Eilenburg“ - Der Kampf um Eilenburg/Mulde

Heinrich Hees
Rückzug der RAD-Flakbatterie 3/257 2./s. Flak-Abt. 219 (Zeitzeugenbericht)

Uwe Niedersen
Die Elbebegegnungen zwischen US Army und Roter Armee bei Riesa/ Strehla, Torgau sowie Pretzsch/Wittenberg am 25./26. April 1945
Anhang: Torgau und Brest-Litowsk - Begegnungen von Armeen im Zweiten Weltkrieg

Manfred Bräunlich, Helmut Damm, Uwe Niedersen (Ltg.), Gerhard Richter, Erich Schultze, Günter Stöck
Torgau/Elbe am Kriegsende 1945 (Zeitzeugenberichte)

Heinz Weiß
Torgau 1945, Gedanken und Erlebnisse (Zeitzeugenbericht)

Karl-Ulrich Linkner
Torgau, STALAG IV D

Claus-Peter Grobe
STALAG IV B Mühlberg. Ein Gefangenenlager und seine Veränderungen im Verlaufe des Krieges

Alex Franks, Tom Swallow, Rudolf Schneider (Hrsg.)
Authentischer Bericht über die Kriegsgefangenschaft britischer Soldaten in Deutschland
Anhang: Eine Weihnachtsgeschichte (Zeitzeugenberichte)

Ursula Horn
Flucht vor den Russen und das Ende in Brottewitz (Zeitzeugenbericht)

Heinz Schöne
Die schweren Tage des Jahres 1945 in Lorenzkirch und Umgebung (Zeitzeugenbericht)

Lothar Schlegel
Das Ende des Zweiten Weltkrieges und das Jahr 1945 in Strehla/Elbe (Zeitzeugenbericht)

Uwe Niedersen
Das Leichenfeld von Lorenzkirch

Heinz Schulz
Der Brückenkopf Riesa und seine Folgen, 22.4 - 8.5.1945

Gerhard Steinecke
Das Kriegsende 1945 im Meißner Raum

Eberhard Berndt
Die Kämpfe in der Dresdener Richtung im April 1945

Theodor Seidel
Kriegsverbrechen in Sachsen. Die vergessenen Toten von April/Mai 1945

Hubert Marusch
Als Luftwaffenhelfer 1944 - 1945 (Zeitzeugenbericht)

Wolfgang Fleischer
Über den Niedergang der Kunst des Festungsbaus und des Festungskrieges zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Markus Hartung
Der Verteidigungsbereich Dresden ab Jahreswechsel 1945 bis zum Kriegsende

Manfred Böttcher
Die Zäsur einer Stadt - Dresden und der 13./14./15. Februar 1945
Anhang: Aus der Familienchronik - Böttcher

Jens Hannig
Das Kriegsende in Sachsen 1945 und seine Rezeption in der Gegenwart im Lichte der Bombardierung Dresdens

Horst Zimmermann
Die amerikanische Front an der Mulde zwischen Dessau und Jeßnitz

Brunhild Höhling (Hrsg.)
„Im Übrigen fühlen sie sich unter amerikanischer Herrschaft sehr wohl.“ (Zeitzeugenbericht)

Helmut Menzel, Günter Adlung
Kampfhandlungen in und um Magdeburg im April 1945

Peter Wittig
Elbe Operation

Heinz Ulrich
Die Kämpfe am 12. und 13. April 1945 um die Stadt Barby und die Bildung des amerikanischen Brückenkopfes östlich der Elbe

Vikar Jäker
Über die Einnahme der Stadt Schönebeck (Elbe) durch die amerikanischen Panzertruppen am 11. und 12. April 1945 (Zeitzeugenbericht)

Pfarrer Joachim Scholz
Die Hölle von Halbe. Meine Soldatenzeit (Zeitzeugenbericht)

Uwe Wieben
Zwischen Boizenburg/Elbe und Ludwigslust – Die letzten Kriegstage im April-Mai 1945

William Boehart
Das Gefecht um den Brückenkopf Lauenburg

Reimer Egge
Das Kriegsende in der Stadt Uelzen, 1944/45

Foto-Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Autorenliste

Bücher des Förderverein Europa Begegnungen e.V.

Rezension

„Europa braucht Erinnerung“

An diese Aussage von Bronislaw Geremek (1932-2008), dem früheren Außenminister Polens und Träger des Karlspreises wegen seiner Verdienste um die europäische Einigung, fühlte ich mich erinnert, als ich den inhaltsschweren Band „Soldaten an der Elbe“ zur Hand nahm, der von Uwe Niedersen mit äußerster Sorgfalt ediert, zur letzten Zeithistoriker-Tagung in Torgau vorgelegt wurde. Zwar hatte ich nahezu alle Vorträge während der Tagungen der letzten Jahre gehört, und doch hat mich das Ausmaß geleisteter „Kärrnerarbeit“ erneut beeindruckt. Geschehen zwischen Dresden und Hamburg während der letzten Kriegsmonate wird mit dem Bemühen um historische Genauigkeit nachgezeichnet, ein zeitlicher Endpunkt oft grauenhaften Geschehens in diesem Jahrhundert der Extreme – in sachbezogener Sprache ohne Effekthascherei. Die Beiträger sind professionelle Wissenschaftler, regionale Historiker oder Zeitzeugen, die mitunter in jahrzehntelanger Forschungsarbeit um Wahrheitsfindung bemüht waren – vom Lebensalter her Generationen übergreifend.

Es geht um „die Geschichte hinter der Geschichte“, auch um die Verwerfungen des vergangenen Jahrhunderts. Gegen Kriegsende wird die Elbe zum Grenzfluss, vielfach zum Schicksalsstrom für Soldaten und Zivilisten. Von erschütternder Eindringlichkeit der Zeitzeugenbericht von Pfarrer Joachim Scholz: „Die Hölle von Halbe. Meine Soldatenzeit“. Einen Gesamtverlauf der letzten Kriegsmonate zu geben, liegt außerhalb des Planungsrahmens dieses Sammelbandes. Der Bogen spannt sich von den Bombardierungen Dresdens bis zur Zerstörung der Stadt Uelzen, er bezieht das Schicksal der Kriegsgefangenen ein. Das geordnete Gesamtbild lebt von den akribisch aufgearbeiteten Details. Es gibt auch anrührende Überraschungen wie „Eine Weihnachtsgeschichte. Auch im tiefsten Finstern glimmt ein Licht der Nächstenliebe“.
Bronislaw Geremek reklamiert eine Gemeinschaft der Werte, Rechte und Pflichten, ohne die es keine europäische Staatsbürgerschaft geben könne: „Der Baustoff dieses Prozesses ist die Herauskristallisierung eines europäischen Gedächtnisses. Europa braucht eine vernünftige Politik der Erinnerung, die der Wahrheit dient und zugleich Mahnungen und Hoffnungen bietet. Dann könnte die Geschichte nicht mehr politisch instrumentalisiert, könnte vergangener Hass nicht wieder aufgefrischt werden, und dann wäre die Wahrheit über die Geschichte der Eckstein der Versöhnung und der Gemeinschaft der Völker Europas.“ Bronislaw Geremek: Europa braucht Erinnerung, in: Die diplomatische Welt 7/2002. Diesem Ziel dienten die Tagungen und ihre nunmehr als Publikation vorliegenden Vorträge.

Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung hat eine sehr hohe Auflage geordert für historisch-politisch interessierte Bürger und zur zeitgeschichtlichen Arbeit an Schulen. Vereinsarbeit ist so in Sachsen noch nicht gewertet worden. Torgauer Bürger haben noch die Möglichkeit, das Buch bei der Landeszentrale in Dresden kostenlos zu bestellen (Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Abt. Publikationen, Frau Mathesius, Schützenhofstraße 36, 01129 Dresden, Tel.: 0351/853180). Die Thematik bleibt für Torgau von dauernder Bedeutung, zumal die Stadt wegen des Zusammentreffens der alliierten Armeen gegen Kriegsende bei Gleichzeitigkeit des Neubeginns der Völkerbundsarbeit als UNO ganz außergewöhnlich in den Blick der Weltöffentlichkeit geraten ist. Die Dokumentation regionalen Geschehens an der Elbe, dem letztlich eine jahrzehntelange Teilung Europas folgte, hat über die regionale Bezugskomponente hinaus Gewicht. Insoweit liegt mit „Soldaten an der Elbe. US-Armee, Wehrmacht, Rote Armee und Zivilisten am Ende des Zweiten Weltkrieges, Torgau 2008“ eine weitere Publikation von übergreifendem Interesse vor – nach dem dreibändigen Werk „Glaube und Macht“ zur Torgauer Landesaustellung 2004.

Dr. Hansjochen Hancke,
in: Torgauer Zeitung, 9. Jg./Nr. 237, 9. Oktober 2008