Chronologie der Befestigung von Torgau


Von den Anfängen bis 1889, der Entfestigung



I. Elbbrücke, Brückenschanze und Stadtumzug



12./13. Jahrhundert
Torgau errichtet einen Stadtumzug mit Scharten, Rondellen, Basteien, Stadttoren und Wachttürmen.

1344
Gründung der Bürgerwehr, die „Torgauer Geharnischten“

nach
1500
Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise lässt eine Elbbrücke bauen; eine zeitgleich vorgelegte Brückenschanze konnte bisher nicht nachgewiesen werden

1630
Wilhelm Schäffer, genannt Dilich plante in der Regierungszeit von Kurfürst Johann Georg I. die erste Festung Torgau, inklusive einer Brückenschanze sowie einer Wasserbautechnik zum Anwässern der Gräben.

1666
Die durch die Schweden, 1637, abgebrannte Elbbrücke und Schanze werden unter Johann Georg II. wieder hergestellt; der Große Teich erhält eine Stau- und Abflussmechanik

1686
In der Regierungszeit von Johann Georg III. erfolgte durch den Kondukteur H. A. Nimburg eine Erneuerung der Brückenschanze

1709
August der Starke lässt während des Nordischen Krieges durch J. L. Solgernlandt die Torgauer Elbschanze modernisieren.
Festungsbauliche Instandsetzungen werden an dem deutlich gealterten Stadtumzug vorgenommen.

1744/45
Während des Zweiten Schlesischen Krieges befiehlt der sächsische General Adam Heinrich von Bose dem Ingenieur-Leutnant Egidius Gotthelf Francke die Schanze vor der Elbbrücke zu verbessern.
Die Schanze wurde bastionär und sternförmig konstruiert.

1756
Die Preußen besetzen Torgau und beginnen umgehend mit umfangreichen Arbeiten zur Modernisierung der Brückenschanze und der Stadtbefestigung: Hohltraversen in Fachwerk; Ravelins vor den Stadttoren; innerer und teilweise äußerer Umzug; durchweg nasse Wallgräben.




II. Bau der Sächsischen Elb- und Landesfestung in Torgau (1810 – 1813)


(Direktor Vorort war Ingenieur-Oberstleutnant Johann August Le Coq und der Platzmajor war Johann Heinrich August Toepel; die Planung erfolgte unter Federführung von Ingenieur-Hauptmann Ernst Ludwig Aster, unter Mitwirkung von Ingenieur-Major Johann Georg Lehmann)

29. November 1810
Edikt des sächsischen Königs Friedrich August I., das den Bau der Sächsischen Elb- und Landesfestung in Torgau festschrieb.

1810
Rückbau der alten Brückenschanze (18. Jahrhundert) ostseitig der Elbe; Beginn der Bauvorbereitungen für den neuen Brückenkopf der Sächsischen Elb- und Landesfestung Torgau.

1811
Bauten, die im Hauptwerk entstanden:
Wallumzug (Development) erdgeschüttet, von der Bastion I bis zur Bastion VIII.
4 Walldurchstiche (Poternen); 3 Festungstore begonnen; Kavaliere in den Bastionen I und VIII, 2 Pulvermagazine im Hof der Bastion II; Beginn der Errichtung der Staumauer (Batardeau) an den Bastionen I und VIII.

1812
Errichtung der Außenwerke:
Brückenkopf; Fort Zinna; Fort Mahla; 4 Elbe-Lünetten; Teichschanze; die Kehlmauer aus Sandsteinquadern an der Uferseite der Elbe, von Bastion VIII bis zur Elbbrücke, wurde vollendet.

1813
Fortsetzung aller Festungsarbeiten; besonders jener, die dem Befehl des sächsischen Königs (Februar) zur Herstellung der Verteidigungsbereitschaft entsprachen wie Kasernierung; Armierung; Verproviantierung; Sicherung der Kommunikationen

Ende
1813
Ständige Ausbesserungsarbeiten und Beseitigung von Schäden, die während der Belagerung (Bombardement) der Festung Torgau durch die Preußen entstanden.




III. Communicat des preußischen Kriegsministeriums an das Generalgouvernement des Königreich Sachsen, 4.4.1815



ab
1815
Instandsetzung des Fort Zinna:
die Poternen und Pulvermagazine werden wieder massiv hergestellt.
Instandsetzung des Fort Mahla sowie der wichtigsten detachierten Elbe-Lünette wie Loßwig; Repitz; Errichtung der bei allen vier Lünetten fehlenden Brücken an der Kehlseite.

Im Hauptwerk:
Wiederherstellung des gedeckten Weges der Bastionen I – III. Sicherung des Kehlufers von der Bastion I bis zur Elbbrücke gegen Hochwasser, Planung, die Ufermauer höher zu gründen(etwa 2 m mit Hartziegel).
Instandsetzung der Bastionen II - VI an der Angriffsfront.




IV. Der preußische Ingenieur-Oberst Claudius Franz Le Bauld de Nans geht auf Befehl von Generalmajor Ernst Ludwig Aster von 1818 bis 1828 nach Torgau.


(Alle Planungen zur Festung Torgau gehen für den genannten Zeitraum auf den jetzt in der preußischen Armee diensttuenden Ernst Ludwig Aster und auf Le Bauld de Nans zurück; Letzterer war zugleich als Inspekteur der (ehemaligen) sächsischen Festungen tätig).

1818–1827
14 Flankenkasematten in den Bastionen III – VI sowie I, II, VII, VIII errichtet

1818/1819
Je ein bombenfestes Pulvermagazin (800 Zentner) in den Bastionen II (hier nur verändert) und III sowie in der Bastion D (Brückenkopf) neu errichtet; das Pulvermagazin vom Hof der Bastion II wurde später zur Bastion VIII verlegt. In der Bastion II gab es danach keine Pulvermagazine mehr.

1821
waren bereits vier Flankenkasematten an der Hauptverteidigungsfront fertig gestellt

1820
- Revettierung des Hauptwalles an der inneren Grabenseite (Eskarpe)
- Gebäude der Leipziger Mühle wurde Lazarett für 100 Augenkranke
- zwischen dem inneren und dem äußeren Tor der drei (noch nicht überwölbten) Festungstoranlagen wurden jeweils zwei kleine Nischen für Pulver und Munition eingerichtet.

um
1820
Bau der defensiblen Reduits in den Elbe-Lünetten Loßwig, Werdau, Repitz und Zwethau sowie bombenfeste Wachstuben und Latrinen errichtet

nach
1820
defensible mit Balken eingedeckte Luft- Pulvermagazine in den Forts Zinna und Mahla erbaut

1820 bis 1830
Teile des Schloß Hartenfels werden Reduit und Kaserne I; zur Kaserne II (Schlosstor-Kaserne) werden Gebäude des ehemaligen Rentamtes am früheren Schloss-Tor

1822
Revettierung des Kehlufers an der Elbe beendet; die letzte Strecke war von der Elbbrücke bis zur Bastion I zu vollenden

um
1822
Planungen der Projekte „Wasserbau“ und „Wasserspiel“ der Festung Torgau

um
1823
Errichtung einer erdgeschütteten Teich- und Kuhschanze, um die Kontrolle über die Wasserzufuhr für das Anwässern zu erhalten

um
1825
Poternen aus sächsischer Zeit wurden in kasemattierte Geschützstellungen umgewandelt; außer den Poternen zwischen Bastionen II und III sowie V und VI , im Hauptwerk, die weiter der Kommunikation dienten




V. Arbeiten, die sich dem Wirken von Le Bould de Nans anschlossen



um
1830 (und danach bis um 1840)
Errichtung der Schleusenlünetten I bis III; Inundationen; zuvor Verlegung des Schwarzen Grabens um 250 m Richtung Westen; weiter werden defensible Reduits in den Schleusenlünetten errichtet

ab
1830
2 Staumauern mit Schleusen (Batardeau) und Ober- und Unterhafenbecken (ersteres mit Schleuse); Revettierung der beiden Becken

um
1830
Abschluss der Revettierungen an der gesamten Eskarpe des Hauptwerks; die Grabensohle wurde dabei vollständig reguliert (Beginn war bereits 1816).

um
1830
defensible, mit Bombenbalken eingedeckte Ställe für 175 Pferde im Hof der Bastion VI und für 80 Pferde im Brückenkopf

um
1830 bis nach 1840
Anlegen des Glacis um den Wall des Hauptwerkes

1836
Leipziger Mühle zuvor Lazarett, wird nunmehr Offizier-Speise-Anstalt (Kasino)

1839
Lünette V/VI geplant und erbaut

1845
Überwölbungen der revettierten Durchfahrten der drei Festungstoranlagen (Königs-, Leipziger- und Wittenberger Tor)

bis etwa
1850
Aufschüttungen zur Errichtung der Kavaliere der vier Bastionen des Fort Zinna

ab
1847/1848
- Bau von Blockhäusern im Hauptwerk und in den Außenwerken
- Planung des Konterminensystems im Fort Zinna

um
1850
- Bei einer Mobilmachung der Armee sei ein Teichfort (Nähe Abfluss Großer Teich) zu erbauen
- Beginn des Baus von Konterminen im Fort Zinna

1850 bis 1855
Bau der Grabenwehren (Kaponnieren) im Brückenkopf, Fort Zinna und Lünette Zwethau sowie jeweils einer Gewehrmauer

1855 bis 1859
Bau der Defensionskasernen als Reduit im Brückenkopf sowie im Fort Zinna




VI. Arbeiten, die nach der Einführung der Hinterlader mit gezogenem Rohr notwendig wurden



um
1865
- Einrichten von Verbrauchspulvermagazinen sowie Geschossräumen, Geschossladestellen und Zünderräumen im Hauptwall und in den Wällen der Außenwerke
- ca. 2 m Erdaufschüttungen auf den drei Kriegspulvermagazinen; den Grabenwehren; den Blockhäuser; den defensiblen Reduits vorgenommen sowie Verschluss der bisherigen Luft- und Lichtöffnungen in den drei Pulvermagazinen

nach
1865
- Umbau der Lünette Zwethau: Bau eines Reduits, eines Pulvermagazins und einer Reverskasematte zur Belegung mit Mannschaften
- das Fort Mahla wird zu einer Lünette Mahla verkleinert

um
1869
Errichtung des Neuen Werks vor der West-Front (der Angriffs-Front), nahe der Straße nach Leipzig

1869
Umwandlung der Blockhäuser zu Pulvermagazinen im Fort Zinna

um
1870
Anlegen von Hohltraversen in der Festung Torgau

1872
Eröffnung der Eisenbahnlinie Halle - Sorau (Niederschlesien) und Beginn der Arbeiten zur Tambourierung der Enden der Eisenbahnbrücke

nach
1877
Ausschreibung und Bau eines eingeschossigen Mehl- und Körnermagazins im Hof der Bastion II

1878
Schleifung des Fort Mahla

1889
Beschluss zur Schleifung der Festung Torgau; der Rückbau erfolgte fortlaufend bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, Restbestände noch danach.